Freitag, 12. August 2022

Epilog 16: Lang-Lauf ins Planica-Tal

Feistritzer Alm - Dom v Tamarju
(33,1 km - 560 Hm auf - 1.170 Hm ab)

Die Prognose des Zimmergenossen vom Vorabend hat sich bewahrheitet: Am 46. Tag meiner Wanderung hat WIRKLICH mal jemand im Lager geschnarcht ! - Ich bin unschuldig und nur Ohrenzeuge ;-)

Ich hatte bisher zwar auch sehr viele Talübernachtungen, aber so einige Hütten oder Rifugios mit Mehrbett-Unterbringung hatte ich ja schon auch.

Gut, daß ich in der Regel unter allen Bedingungen/Umständen schlafen kann (siehe Stromgenerator: Tag 045/2014).

Der Morgen schaut somit gut erholt wieder perfekt aus, auch rückblickend auf den Schlußweg von gestern:

Grenzüberschreitende Begegnung am frühen Morgen:

Ich folge dem mir aus 2014 bekannten Abschnitt des 03ers (Südalpenweg) an der Kapelle Maria Schnee vorbei und weiter zur Achomitzer Alm.

Dort bietet sich einerseits wieder ein traumhafter Blick gen Süden in die Julischen Alpen und andererseits verlasse ich nun den Südalpenweg.

Den am Vorabend von einem Begeher des Alpe-Adria-Trails als schlimmsten Abstieg überhaupt bezeichneten Weg, kann ich nicht bestätigen, aber vermutlich einfach nur, weil Christof Hermann (der Salzburg-Triest-Austüftler) schlicht unterwegs einem anderen Pfad folgt.

Ich finde den (sanften) Abstieg einfach traumhaft:

Am Ende lande ich nach knapp 900 Höhenmetern bergab im Val Bartolo.

Nun gilt es, der Schotterfahrstraße gen Süden zu folgen und im Örtchen Camporosso geht es links weg nach Osten.

Ich fange schon mal mit der Eingewöhnung an und bleibe bis Tarvisio auf dem Radweg.

Nachdem dieses (offizielle) (Kurz-)Etappenziel bereits um 11:15 Uhr erreicht ist, weiß der geneigte Blogleser, was nun (üblicherweise) kommt: Die Glocke, die den zweiten Teil des Tages mit einer weiteren Etappe einläutet.

Allerdings erschien mir bereits am Vortag eine ganze Etappe etwas viel und so hatte ich in Planica zwecks Unterkunft elektronisch angefragt. Aber alles voll :-(

Also doch ganze weitere Etappe ? - Aber nicht ins Blaue, also mal das Dom v Tamarju antelefoniert und gleich auf bestem Deutsch die Antwort erhalten, daß es ganz viel Platz und bis 20:00 Uhr warme Küche gibt. Ok, in diesem Moment ist klar, was nun ansteht und guter Rat nicht teuer: Fersengeld geben...

Der Weg folgt hier dem Radweg, den man Jahrzehnte nach der Stilllegung der Eisenbahntrasse durchgehend zwischen Italien und Slowenien direkt auf jener errichtet hat:

Auf der Radler-Autobahn ist ordentlich was los, aber ich wandelndes Verkehrshindernis werde weder über den Haufen gefahren (knallroter Rucksack - die einzige in allen Flaggen der Nationen DE, AT, IT, SLO enthaltene Farbe - und nicht nur rotes Salzburg-Triest-Bändchen, sage ich nur !), noch zur Seite geklingelt/gehupt/geschimpft. 

Schön, dieser entspannte Umgang miteinander. Fast wie Urlaub ;-)

An der Grenze haben die Slowenen dann nicht großes Geschütz, aber beeindruckendes Rad aufgefahren:

Nun bin ich also in Slowenien. Und diesmal so richtig und nicht nur auf Stippvisite wie am Dreiländereck 2014.

Ziemlich genau an der Grenze durchbreche ich auch die 1.000-Kilometer-Gesamtentfernungs-Marke ab meinem Start in Verona - aber das nur nebenbei für die Statistik-Fans :-)

Um die Gesamt-Kilometer-Belastung im Rahmen zu halten und nicht gar zu spät anzukommen, spare ich mir zwei Schlänker und bleibe stattdessen stur auf dem Radweg.

Südlich von Rateče ist dann endlich Schluß mit Asphalt: Einerseits gilt es nun Richtung Süden ins Tal nach Planica abzubiegen und andererseits wird hier nicht dem Radweg gefolgt, sondern einem netten Fußweg durch den Wald:

Auf einer Lichtung zwischendurch öffnet sich gleich wieder der Blick in die Berge:

Nachdem die Karnischen Alpen seit dem späten Vormittag hinter mir liegen, trennen mich quasi nun nur noch die Julischen Alpen als siebte (seit Salzburg) und letzte Gebirgsgruppe vom Mittelmeer an der Adria.

In Planica aus dem Wald kommend, fallen einem sofort die Skisprung- und Skiflug-Schanzen hier im "Tal der Schanzen" ins Auge:

Fleißig gesprungen wird hier auch im Sommer. Aktuell sind diese beiden Schanzen in Betrieb:

Die berühmte Skiflug-Schanze steht links daneben, hat noch klassischen Grasaufsprunghügel (also im Sommer - im Unterschied zu den Mattenhügeln - nicht nutzbar) und wird aktuell zweckentfremdet für Flying Fox genutzt.

Nun sollen es nur noch vier Kilometer bis zum Tamar-Kessel am Ende des Planica-Tals sein...

Ein paar Infotafeln am Weg über Talbildung (Gletscher), Boulder und Tiere/Pflanzen halten mich noch ein wenig auf (Informations-Inhalation), aber letztlich öffnet sich um kurz nach 16:00 Uhr die Lichtung, wo früher mal eine Schaffarm war und heute die Hütte Dom v Tamarju steht:

Traumhaft !

Nicht nur die Lage, auch mein erstes, nachmittägliches Gedeck kann sich sehen lassen:

Graupensuppe (ohne Wurst: will ja später noch etwas zu Abend essen) mit Blaubeer-Pie.


Begegnungen:

- 1 Gämse

- 2 Gämsen

- 1 Eidechse

- 1 Eidechse

- 1 große hellblaue Libelle

- 2 Rehe spielen Fangen auf der Lichtung vor der Hütte und der Hüttenhund schimpft dazu


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