Die Versprechen der Meterologen halten stand: Es scheint die SONNE...
Ich konnte mich ja kaum noch an den großen Heizkörper am Himmel erinnern.
Apropos erinnern: Wolfgang berichtete, daß er große Probleme mit Unterkunftsreservierungen hatte, da zu einer gewissen Zeit im Mai (die wir wohl gerade haben) ca, 50.000 (ehemalige) "Alpini" (Widerpart der österreichischen "Kaiserjäger" im 1. Weltkrieg und auch heute noch die Gebirgskampf-Elite der italienischen Armee) in/durch die Berge ziehen.
Deswegen sind auch überall italienische Flaggen gehißt.
Also, daß die Italiener zu gehäuften und teilweise übertrieben groß wirkenden Kriegsdenkmälern neigen, war mir ja schon 2008 auf dem Weg nach Venedig aufgefallen, aber dies ist mir neu.
Irgendwie ist es auch ein wenig komisch.
Es gibt da ja diesen Witz mit den dünnsten Büchern der Weltliteratur:
- Englische Kochkünste
- Amerikanische Geschichte
- Russische Marktwirtschaft
- Deutsche Liebhaber
- Who is Who in Eisenstadt
- Italienische Helden
Also rational betrachtet hat die italienische Armee in der Neuzeit irgendwie nicht viel zusammengebracht.
Der Eintritt in den 1. Weltkrieg erinnert an Putin: In vier Wochen wollte man in Wien stehen. Mit 900.000 Soldaten und den professionell für den Gebirgskrieg trainierten und ausgerüsteten Alpini stand man auf österreichischer Seite anfangs der Landwehr und alten/jungen Männern aus Schützenvereinen gegenüber und ließ sich durch Lärm und Fackeln auf den Gipfeln abschrecken.
Der italienische Oberkommandierende hatte völlig veraltete Taktiken (z.B. Sturmangriffe), die zu horrenden Verlusten führten (in der Regel betrugen bei den Schlachten die Verluste der Italiener zu den Österreichern 2:1 und selbst bei der üblichen Zahlenüberlegenheit von 3:1 waren keine nennenswerten Durchbrüche zu erzielen).
Am Ende war das halt alles ein großes Geschäft: Eröffnung der dritten Front + ca. 700.000 Tote Italiener für Land, Wasser, Energie und Bodenschätze. Die Entscheider in Rom mußten ja auch nicht leiden und am Ende waren sie noch beleidigt, weil sie noch viel mehr Gebiete (für ihr eigentliches Versagen in großen Teilen - die Russen retteten ihnen durch eine Offensive im Osten letztlich den Hintern an der Piave) wollten.
Und die meisten der "gewonnen" Menschen (die gesamten Südtiroler) wollte man dann ja im Zuge des 2. Weltkriegs loswerden (Hitler-Mussolini-Plan zur Zwangsumsiedlung). Nur, daß der 2. Weltkrieg bekanntermaßen ja auch nicht so lief wie gedacht.
Schon irgendwie schräg, unter diesen Vorzeichen - gerade in der heutigen Zeit - eine derartige Verehrungs- bis Verklärungs-Tradition zu betreiben.
Aber zurück zu den sonnigen Seiten des Lebens...
Heute führt der Weg des öfteren durch Weinberge und wenn ich wenig sicher weiß, aber Schädlinge aus dem Bereich Flora und Fauna dürften mich so schnell nicht (mehr) befallen: Nach 15 Spritz-Fahrzeugen habe ich das zählen eingestellt. Konnte mich nicht mehr konzentrieren. Ob mir die Konzentration ins Hirn gestiegen ist ?
"Welches Hirn ?" würde mein Vater vermutlich an dieser Stelle anmerken ;-)
Der schöne Tag macht heute so richtig Spaß. Aber ich hatte es ja die ganze Zeit schon gesagt: Man muß nur lange genug wandern, irgendwann wird's IMMER wieder schön, wie meine Erfahrung zeigt.
Unterwegs meldet mir der Streckenfunk (zwei ältere italienische Herren, die mir entgegen kommen), daß Elfi noch ein ganzes Stück vor mir ist.
Zu denken geben mir aber Schuhabdrücke in die Gegenrichtung: Der Fährtenleser in mir würde auf weiblich, Mitte/Ende 40, lange Haare, grauen Rucksack und wenig kommunikationsbedürftig tippen.
Nur Erik tut mir richtig leid: Erst hat sein Vater ihn wegen des schlechten Wetters zur Schonung viel über asphaltierte Straßen geführt und heute - bei schönstem Sonnenschein - führt die (Standard-)Route über sehr viel Asphalt oder festen Schotter :-(
Schade, laß Dich davon aber bitte nicht unterkriegen: Ist wie mit dem Wetter - irgendwann kommen die Single-Trails IMMER wieder :-)
Als es auf einer kleinen Waldlichtung an einem Haus in einer Spitzkehre quasi rückwärts und bergauf geht, hupt es plötzlich hinter mir: In einiger Entfernung steht ein dunkles Auto. Das gibt's ja nicht, was macht den der Traunreuter Igel in dieser abgelegenen Gegend mitten im nirgendwo ? - Eigentlich dumme Frage: Gegenüber auf dem Hügel an dem Turm ist wohl ein Geocache zu finden.
Wild gestikulierend kommt Gabi auf mich zu und faselt irgendwas wild von "Elfi". Kann doch nicht sein: Die war heute bereits 45 Minuten vor meinem Start an unserer Unterkunft vorbei spaziert, es gab keine schwierigen/rutschigen Passagen und zum Verlaufen schien es auch kaum Optionen zu geben.
Aber schon taucht selbige ebenfalls hinter dem TS-Auto auf. Aus der völlig falschen Richtung kommend.
So gehen Elfie und ich denn doch wieder als Team bergauf und tauschen uns über ihre (Zusatz-)Erlebnisse aus.
Mit der Fährtenanalyse hatte ich übrigens ein Trefferbild von ca. 100%.
Oben am Plateau, bevor es wieder abwärts geht, kommt auch Gabi schon wieder angedüst und so können wir mal ein nettes Erinnerungsfoto von uns dreien schießen:
Der vorzüglich augezeichnete Alpe-Adria-Trail ist gerade auch mal wieder unser Begleiter:
Der Abstieg über einen dieser gepflasterten, steilen Maultier-Wege, wo im Schatten alles feucht und rutschig ist, dürfte Elfi nicht sonderlich zugesagt haben, als sie vor mir wieder los ist.
Zu allem Überfluß beginnt es auch noch zu regnen.
Aber nicht mit mir: Ich wende mal wieder mein Verleugnungs-Taktik an. Erfolgreich :-)
Durch flaches Land zieht sich der Weg dahin und irgendwie ist es schon auch angenehm, Corona mal hinter sich lassen zu können :-)
Einige Kilometer vor dem Ziel bin ich mal richtig erschöpft, aber wie lautet eine der Weitwanderweisheiten einer Wanderfreundin: "Hinsetzen und weinen ist auch keine Lösung."
Also wende ich stattdessen die "Hinsetzen und eine kleine Pause machen"-Strategie an.
Funktioniert: Danach kann ich mit meinem bloßen Willen (und dem willigen Körper) ganz alleine 1.500 PS bis zum absoluten Stillstand bringen !
Die Fahrer der drei richtig großen Porsche aus der Starnberger Ecke winken mir noch recht fröhlich, als sie mit einem gaaaanz tiefen Gröhlen langsam wieder anfahren und an mir vorbei rollen.
Da hätte sich der Panda-Fahrer, der bei erlaubten Tempo 30 zuvor von hinten auf der engen Ortsverbindungsstraße an mir vorgerauscht war mal ein Beispiel nehmen können.
Letztlich erreiche ich etwas erschöpft das Tagesziel.
Fun fact am Rande:
Nach dem Abendessen taucht plötzlich Elfi an unserem Tisch auf: Wir sind nämlich von unserem Hotel in das Restaurant ihres Hotels zum Essen geschickt worden.
Die Wiener sind heute kürzer gegangen und Elfi wird am nächsten Tag nicht ganz so weit wie ich gehen.
Und so verabschieden wir uns...
Begegnungen:
- 2 ältere italienische Herren
- 1 seltsame Frau auf Abstand
- 1 Eichelhäher
- Gabi
- Elfi
- 1 Eidechse
- 1 Eidechse
In Österreich kommt bei der Liste der dünnsten Bücher noch der Klassiker
AntwortenLöschen"Who is Who in Eisenstadt"
dazu.
Die (papiersparenden) gelben Seiten des Burgenlands wurden in der Liste ergänzt.
Löschen