Im Gegensatz zum Vortag gibt es heute ein ordentliches Frühstück. So kann der Tag beginnen.
Die Wirtin fragt mich beim Abschied, ob ich bis Carbonare gehe. Nach (erstmal) ja, aber (nur) bis wohl eher weniger. Ich halte mir das heute mal komplett offen...
Ich orientiere mich erst weiter am E5, der bereits nach ca. 100 Metern von der Skipiste im rechten Winkel nach rechts abweicht und ins Grüne geht. Eine Sessellifttrasse wird wenige Minuten später noch unterquert und dann hat man mit der Winterinfrastruktur nichts mehr zu tun, obwohl das Skigebiet gar nicht so klein zu sein scheint.
Über einen Hügel geht es auf Abstand an einer Alm vorbei und dann längere Zeit durch den Wald bergab, wo zwischendrin aus Westen auch der Sentiero della Pace wieder dazu stößt.
Kurz vor dem Tal kommt man an den Grundmauern eines K&K-Lazaretts vorbei, bevor es auf der anderen Seite auf den Hügel zur ehemaligen Festung nach oben geht.
Der Blick nach Norden ist beeindruckend:
Gen Süden hat man die Reste der Fortifikation San Sebastiano (italienisch: Forte Cherle).
So sah es wohl am Kriegsende aus:
Heute hole ich mal das Handy als Taschenlampe aus dem Rucksack und steige an der Stelle eines der früheren 10cm-Haubitzen-Panzertürme in die Anlage ein.
Im Gegensatz zu den gegenüberliegenden Forts der Italiener herrschte hier massive Stahlbeton-Bauweise vor, so daß auch heute noch signifikante Teile der Anlage stehen, obwohl sie von den stärkeren Kanonen der Italiener mehrere Tausend Treffer einstecken mußte.
Insgesamt verschossen die 4 Haubitzen des Forts mehr als 20.000 Schuß im Ersten Weltkrieg - 25% davon innerhalb von DREI TAGEN zu Beginn der sog. Südtirol-Offensive der Österreicher (danach lag der Feind außer Reichweite und der Vorstoß kam wieder zum Erliegen).
In einer Computer-Animation wurde die Anlage nachgebaut und sah damals wohl wie folgt aus:
Die beiden gegnerischen Festungen wurden von externen 30-40-Zentimeter-Mörsern irgendwann kurz und klein geschossen (eine Anklage gegen die italienische Baufirma wegen Verwendung minderwertigen Betons wurde nach dem Krieg abgewiesen, da nachweislich nur die Vorgaben der Pioniere eingehalten wurden): Derartige Festungen hatten einfach keinen großen (militärischen) Wert mehr.
Gegen 11:25 Uhr erreiche ich nach gerade mal 2,75 Stunden Gehzeit das "Tagesziel" der E5- bzw. Friedensweg-Etappe: Carbonare.
Erinnert irgendwie an Tag 66a und 66b auf dem E1 - nur ohne Regen-/Gewitter-Neigung.
So spaziere ich durch den Wald gen Osten weiter bis Chiesa und wende mich dann kurz von E5 und SdP ab (den E7 habe ich auch mal wieder getroffen) gen Norden, um dort quasi mit einem Zeitsprung wieder auf dem Friedensweg zu landen.
Der Sentiero della Pace macht hier nämlich eigentlich eine lange (mehrtägige) Schleife nach Osten den Hügel nach vorne und wieder zurück.
Der E5 wiederum geht etwas weiter östlich weiter nach Norden, allerdings ist aktuell der Hauptweg durch ein Tal komplett gesperrt und man muß eine Umgehung gehen.
Nachdem ich mich ja weder sklavisch an den einen oder an den anderen Halten muß, kann ich auf meiner L2-Route einfach wild kombinierten und auch drittes tun ;-)
Nun also Schleife abschneiden, Süd- und Nord-Route des SdP direkt verbinden und dann in Richtung des Aussichtspunktes Tamazol (1.272m) weiter durch den Wald.
Der Wald ist hier gespickt mit Kunst:
Manches davon erschließt sich dem Banausen nicht sofort und die Erklärungen sind leider rein auf Italienisch.
Nach dem Ende der "Ausbaustrecke" (kurz hinter Tamazol) wird der Weg auch wieder interessant:
Und der SdP-Führer hatte auch nicht zu viel versprochen. Wirklich ein sehr aussichtsreicher (Blick ins Valsugana) Pfad:
Ich muß nun heute noch komplett ins Tal hinab (Caldonazzo: 467m) und gegenüber ist schon der nächste Höhenzug zu erkennen, auf den es morgen dann wieder hinauf geht:
Zwischendrin gibt es kleinere Gegenanstiege, allerdings ist die Tendenz ansonsten ganz klar: Abwärts. Gott sein Dank aber nur Wege-technisch ;-)
Auf halbem Abstiegswege von der Höhe her, gibt es nochmal einen lauschigen Ruheplatz mit Ausblick auf den Lago di Caldonazzo:
Durch den Ort navigiere ich mich zu meinem Quartier.
Dort läßt sich schon meine gewählte Vorspeise (danach kommt noch eine ganze Pizza bei Halbpension) wirklich nicht lumpen:
Aber der Kerl kann es gerade vertragen :-)
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