Donnerstag, 28. Juli 2022

Tag 30: Sag zum Abschied leise Servus

Lofer - Bad Reichenhall
(29,4 km - 470 Hm auf - 640 Hm ab)

Heute ist der Tag der Abschiede: Beim mit der Coburg-Crew überlappenden Frühstück von letzteren (Sybille hatte mich am Vorabend sogar noch frisiert !), vom Vater als er mich in Lofer am gestrigen Aufsammelpunkt nun wieder ausgesetzt hat, um sich auf der Steinplatte wieder mit dem Rest zu treffen, außerdem - last but not least: Ich werde Österreich verlassen.

Aber eines nach dem anderen und mit heute wieder 12,5 kg Rucksack + Wasser auch nicht ganz so schnell, wobei der Verbrauchsmaterialnachschub natürlich trotzdem einige Kilos weniger wiegt als die eingesparte Notfallausrüstung und das eine Kilo weniger in Form des kleineren Rucksacks.

Teilweise über den Tauernradweg, streckenweise über kleine Sträßchen oder Forstwege führt mich heute am Vormittag mein Weg gen Nordnordost.

Immer wieder blicke ich nochmal zurück auf die imposanten Loferer Steinberge, die gestern ja "noch schnell" überschritten wurden - gutes (und stabiles) Wetter ist da schon von Vorteil:

Dafür gibt es heute (und auch auf der finalen Etappe morgen) nur noch wenige Höhenmeter, dafür ist einiges an "Strecke zu machen"...

In den kleinen Ortschaften am Weg gibt es immer mal wieder den einen anderen Blickfang zu entdecken:

Aber ordentlich heiß ist es hier im Flachland schon.

Letztlich überquere ich die Grenze nach Oberbayern (mal sehen, wie es mit der Sprache so wird;-):

Der Weg ist plötzlich traumhaft:

Ein paar Blümchen am Weg:

Und die Aschauer Klamm gibt es noch kostenlos obendrauf:

Die Gumpen laden zum Baden ein, teilweise gibt es Schatten unter den Bäumen und der Bach kühlt ein wenig:

Manche sind hier augenscheinlich wirklich (nur) zum Baden hoch gekommen:

Nun, könnte ich mir auch vorstellen, aber nicht heute, denn neben einem Ziel habe ich Mittlerweile auch noch eine Verabredung zum Abendessen.

Und ob meines späten Starts, könnte das durchaus knapp bis sportlich mit einem pünktlichen (und geduschten) Auftreten werden...

Ab dem Haiderhof führt dann ein breiter Fahrweg bergab und bald an der Saalach entlang, die ich am Morgen bei Lofer schon ein Stück begleitet hatte.

Erinnert irgendwie ein wenig an Tag 07, aber der Radfahrer hat in Deutschland nicht so viele Sollbruchstellen bzw. Ritterrüstung wie in Italien:

Skurril ist dann auch die Beschilderung am RADweg: Wenige Meter bevor das (für RadFAHRER) optimal geteerte Stück beginnt, sollen sie auf dem RADweg (allen Ernstes) absteigen:

Und typisch Deutsch: Ich fürchte, die meinen das Ernst.

In Italien würde man das Schild sowieso ignorieren, die Österreicher würden so etwas nie machen, aber die Deutschen...

Es kam aber auch nie wieder ein Schild, daß das Aufsteigen erlaubt hätte, wer weiß wie viele da immer noch zu Fuß gen Osten gehen...

Schneitzelreut sehe ich nur aus der Ferne auf der anderen Flußseite, denn ich wechsle erst kurz vor Unterjettenberg auf die nördliche Flußseite.

Dann geht es über den Radweg am Saalachstausee entlang.

Unverhofft kommt mir dann plötzlich dieser Herr entgegen, wobei wir uns in Anbetracht der Rucksäcke gleichzeitig die gleichen Fragen stellen, nach dem Motto woher/wohin ?

Harald ist seit sechs Jahren sieben Monate im Jahr (im Sommer) zu Fuß und überwiegend mit Zelt unterwegs.

Plan: Bis zum Lebensende.

O-Ton zu seiner früheren (beruflichen) Beschäftigung: "54 verschiedene Dinge".

Eigentlich war er in den USA am Continental Divide Trail (CDT) auf einem Thruhike unterwegs - dem härtesten der drei großen amerikanischen Fernwanderwege von der mexikanischen zur kanadischen Grenze. War er am Anfang noch mit ca. 450 anderen unterwegs, zog sich das dann weit auseinander bis er alleine war und großflächige Nationalparksperrungen wegen Unwettern ließen ihn dann abbrechen, da Springen nicht so sein Ding ist.

So ist er einfach in seine Heimat Wien zurück geflogen und hat sich Anfang Juli von dort auf den Weg gen Westen gemacht. Feste Routen oder Ziele hat er hier nicht, sondern er läßt sich täglich von Einheimischen, Wetter, Wegverhältnissen, Lust und Laune inspirieren. Er lebt aber nur für das Jetzt: Maximal ein Foto pro Tourtag (wenn überhaupt) überlebt, er schaut diese aber auch nie wieder an und blickt nie zurück.

Eine sehr spannende Unterhaltung, auch wenn das so in dieser Form nichts für mich wäre.

Und mein Zeitplan ist nun komplett dahin.

Denn eines ist klar:

Auf dem Weg nach Bad Reichenhall informiere ich Houston über eine Harald-Verzögerung (nicht, daß man mir noch den Kopf abreißt (da würde es oben reinregnen) oder - schlimmer - ich nichts zu Essen bekomme, weil die Tischreservierung verfällt).

Aber Ende gut, alles gut:

Gabi und der Wirt sind nachsichtig, ein geduschter Kerl ist besser für die ganze Umwelt und ein satter und nach fünf Halben (verdampfende J-Schorle und Spezi) auch kaum mehr durstiger Typ auch ganz umgänglich :-)


Begegnungen:

- Eltern, Gabi/Uli, Sybille/Thomas

- 1 große Libelle

- 1 große Libelle

- 1 große Libelle

- 4 große Libellen

- 2 große Libelle

- Harald, Weitwanderer aus Wien

- Gabi


1 Kommentar:

  1. Am Neckartalradweg gibt es an einem geteerten, landwirtschaftlichen Weg/Anlieger frei auch ein Schild "Straßenschäden, Radfahrer absteigen". Außer ein paar kleinen Rissen und Bodenwellen gibt es da allerdings nichts, man kann problemlos mit dem Rennrad mit 30 km/h durch fahren.
    Ein Schild, wann man wieder aufsteigen kann, gibt es auch da nicht, in der Gegenrichtung (leicht bergab) muss man kurioserweise nicht absteigen.
    Mal ganz davon abgesehen hat der Neckartalradweg elendviele geschotterte Stellen, Matchpfützen, mal schmal/fast Singletrail oder übel steil, da würde man eher mal freiwillig absteigen.

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