Samstag, 6. Mai 2023

Epilog 18: Wetter invers

Trenta - Dom na Komni
(25,8 km - 1.860 Hm auf - 950 Hm ab)

Der Wetterbericht hat für heute (und noch am Morgen) trockenes Wetter und fünf Stunden Sonne angekündigt.

Beim Start schaut mir das allerdings noch nicht ganz so aus, wenn ich Richtung Triglav blicke:

Zuerst gilt es dem Zadnjica-Tal gen Osten leicht ansteigend zu folgen, um bis zum Talschluß die ersten 330 Meter an Höhe zu gewinnen. Ein deutsches junges Pärchen, welches mich überholt, ist auf dem Weg zum Triglav wohl recht spät dran.

Der Bach mit seinen Gumpen lädt bei schönerem Wetter Janus bestimmt zum Baden ein (ich korrigiere mir: bei jedem Wetter ;-) - auch wenn das eigentlich auch hier im Nationalpark (wie in Berchtesgaden ;-) verboten ist (ich korrigiere mir: für Nicht-Janus-Menschen ;-) und kurz darauf ist der Bach (flußaufwärts !) auch verschwunden:

Typische Karstgeschichte und auch zu Hause in Mittelgebirgen nicht untypisch, daß die Bäche mal für eine Zeit/Strecke verschwinden (siehe beispielsweise Weißbach im Weißbachsgrund am Carl-Escher-Weg zwischen Tiefenlauter und Sennigshöhe im Coburger Land).

Am Ende des Tals hätte ich auch links (nach Nord-Osten) aufsteigen können, um wieder auf die Hauptroute zu kommen:

Ich entscheide mich aber für die Variante nach rechts, die erst gen Südwesten und dann nach Osten/Südosten weiter südlich im Tal der Sieben Seen wieder in die Hauptroute einmünden wird.

Zuerst gilt es, den ca. 1.670 Meter hohen Übergang zu erklimmen.

Die Landschaft wird dorthin karger und offener:

Kurz vor der Scharte beginnt es zu regnen: Pünktlich - auf den Meter genau - nach 1.000 Aufstiegsmetern. Im Schutze eines Baumes nutze ich den Umzug auf Regen statt Fasching für eine kleine Stärkung und dann kann es weiter gehen...

Auf der anderen Seite mündet der Pfad etwas unterhalb der Scharte auf einen alten Militärweg aus dem Ersten Weltkrieg, der in Serpentinen recht breit und komfortabel angelegt, mit gleichbleibender Steigung bergauf die Westflanke des Gebirges hinauf führt.

Der Regen wird immer heftiger.

Der Wind nimmt zunehmend zu.

Das Grauen nimmt seinen Lauf.

Foto und ähnliches sind längst weggepackt.

Am Übergang auf knapp 2.100 Metern könnte ich Schutz in der Hütte 150 Meter linker Hand suchen und ggf. wohl auch übernachten, aber das Wetter ist zwar ungemütlich jedoch der Tag noch zu jung.

So geht es für mich weiter und mit meinen abgelaufenen Sohlen ist der Weg durch den Regen über die rutschigen Steine nicht ohne.

Unfallfrei komme ich durch das (Hoch-)Tal der sieben Seen gen Süden an der nächsten möglichen Unterkunft an: Koča pri Triglavskih jezerih

Die Hütte und ihre kleinen Nebenhüttchen zwischen zwei Seen sehen eigentlich ganz nett aus, aber die Menschenmassen in und um die Hütten schrecken mich ab (gleicht einem Belagerungszustand). Der Regen hat zwischenzeitlich auch nahezu aufgehört und so entschließe ich mich - no risk, no fun - zur nächsten Hütte (und letzten realistischen Unterkunftsmöglichkeit) weiterzugehen und auf die Verfügbarkeit eines Lagers zu spekulieren.

Eine junge Dame geht den gleichen Weg und irgendwie haben wir im Durchschnitt augenscheinlich gar nicht so unterschiedliche Tempi, allerdings zwischendrin vom Terrain oder ähnlichem abhängend schon etwas variierende.

Nach der einen oder anderen Begegnung kommen wir ins Gespräch und schließlich gehe ich mit Adela zusammen weiter.

Bis zur Hütte Dom na Komni gehen wir gemeinsam - wobei: ich eile mehr und (aufgepaßt !) reduziere das Reden, denn Adela ist mittlerweile RICHTIG flott unterwegs, da heißt es, nicht den Anschluß zu verlieren.

Mit unseren nassen Sachen kommen wir an der Hütte an und erfahren im Eingangsbereich, daß die Chefin es wohl gar nicht leiden kann, wenn man durchnäßt/verschmutzt im Gastraum im ersten Stock erscheint: Also erstmal im "Trocken"raum ausziehen und vor allen Dingen Schuhe wechseln.

Ich HOFFE, hier bleiben zu können (in die klatschnassen Sachen mag ich nicht mehr rein), aber Adela ist auf (langer !) Tagestour unterwegs und will sich nur kurz stärken/aufwärmen.

Die Wirtin erweist sich dann aber letztlich als sehr nett und ist ganz schön überrascht, daß ich heute in 8 Stunden von Trenta bei dem Sauwetter herüberspaziert bin. - Nun ja, für jegliche Pausen war es viel zu ungemütlich und so hatte ich ja nur einen Riegel im Stehen zwischen die Kiemen geschoben als ich Regensachen anzog.

Ich bekomme sogar noch einen Schlafplatz in einem 4-Bett-Zimmer und vor allen Dingen erstmal eine kleine Stärkung für zwischendurch:

Nachdem ich von Adela noch einige Tipps abgegriffen habe (war mir früher sogar schon mal begegnet: Mapy.cz) und wir noch etwas über das Wandern sowie diese Region (und andere) gefachsimpelt haben (sie ist gerade gut unterwegs), verabschiede ich sie und wünsche ihr noch einen guten Abstieg zurück zum Auto ins Tal.

Ganz liebe Grüße an dieser Stelle !

Die Hütte leidet auch unter absolutem Wassermangel (dafür gibt es aber kostenloses WLAN): Die Waschbecken sind abends nur kurz zum Zähneputzen zugänglich, die Toiletten in der Hütte komplett gesperrt.

Wenn man eine Notwendigkeit hat, heißt es raus ins Nebengebäude zu gehen und dort erwarten einen dann Häuschen im Häuschen neben dem Häuschen:

Notdürftig Händewaschen kann man dann im Freien an ein paar Kanistern.

Schon speziell :-)

Im Süden kann ich die letzten felsigen Übergänge des Alpensüdrands in der Ferne erkennen, die mir morgen noch bevorstehen:

Gefühlt, habe ich heute wieder (instinktiv) alles richtig gemacht :-)

Über die beiden Zimmergenossen, die dann fünf Minuten NACH Beginn der Nachtruhe überraschend noch ins dunkle Zimmer gepoltert kommen (die Kanadierin schläft längst), ihre Sachen verteilen und die beiden oberen Betten beziehen, bin ich zwar reichlich verwundert, aber wie heißt es sprichwörtlich so schön: NICHT wundern, nur staunen ;-)


Gipfel/Übergänge:

- Zasavska koča na Prehodavcih (2.071m)


Begegnungen:

- 1 Gämse

- 1 Reh

- Adela aus Heidelberg (SAP)


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