Samstag, 6. Mai 2023

Epilog 19: Das Ende. Der Alpen.

Dom na Komni - Tolmin
(25,6 km - 720 Hm auf - 2.030 Hm ab)

Am Morgen ist der (Wetter-)Spuk der letzten Tage vorbei...

Kein Holz vor, aber blauer Himmel hinter der Hütte:

Nur tief unten über dem Wocheiner See (Bohinjsko jezero) im Osten hängt anfangs noch die Wolkendecke, die im Brennspiegel der Sonnenstrahlen aber nur so dahin entschwindet.

Heute ist für mich der letzte Tag der Alpen auf meiner Epilog-Auslauf-Route Salzburg-Triest nach der L2-Erstbegehung (Verona-Salzburg). Ich bin (noch) bester Dinge, in fünf Tagen Triest am Ende der Non-Stopp-Alpen-Doppel-Überquerung zu erreichen. Wegen des zuletzt etwas durchwachsenen Wetters und der bei schlechtem Wetter, insbesondere alleine nicht empfohlenen Routen bin ich ja auf Teile des Alpe-Adria-Trails und etwas gemäßigtere Wege ausgewichen und habe dafür ein ganz ordentliches Tempo (für meine Verhältnisse) vorgelegt.

Ich fliege nur so freudig dahin.

Dann treffe ich auf Doro und Frank: Die beiden hatte ich schon in der Hütte flüchtig wahrgenommen und als potentielle Salzburg-Triest-Wanderer vorqualifiziert. Durch meine etwas abweichende Etappen-Einteilung konnte ich ihnen vorher noch nicht begegnen, da sie bereits deutlich vor mir in Salzburg gestartet waren. Auch heute (ich brauche morgens immer ein wenig) waren sie schon vor mir unterwegs, aber nun kommen wir ins Gespräch und gehen schließlich gemeinsam weiter.

Nach dem Stückchen mit Adela am Vortag heute also ein längerer Abschnitt in (netter) Begleitung. Sehr schön nach den vielen Hundert Kilometern alleine.

Weiterer positiver Seiten-Effekt: Man hat die Leibfotografen praktisch immer am Mann ;-)

Und so gibt es am Globoko-Pass (1.820 m) - dem letzten alpinen - sogar mal Fotos von mir - live und in (orange-roter) Farbe:



Auf der Südseite finden sich einerseits weitere Relikte aus kriegerischen Zeiten, aber auch sehr entspannte Einheimische am gegenüberliegenden Hüttchen am Weg:

Nach und nach geht der felsige Untergrund verloren und die Grüntöne dominieren.

Am Horizont finden sich gen Süden nur noch ein paar Hügelketten vor der Adria.

Nach dem ersten Steilabstieg kehren wir zusammen in der lauschig gelegenen Hütte Koča na planini Razor, die wir fast verpaßt haben, weil sie nicht direkt am Weg liegt, aber über Umwege entgeht uns das Schätzchen samt Einkehr denn doch nicht.

Hier ist zwar einiges los, aber alle Gäste (Einheimische und Fremde) sowie Wirtsleute sind irgendwie tiefenentspannt. Schräg ist für unsereins aber der bereits vormittäglich hier Usus zu scheinende Brauch, zu allen Bestellungen (Kaffee/Bier/Strudel/...) immer einen Schnaps dazu zu nehmen.

Nun, an der Stelle pausiere ich. Ausnahmsweise ;-)

Interessanterweise werden in unserem laaaaaangen Abstieg nach Tolmin nun die Wege in den mittleren Lagen sogar nochmal richtig spannend bis partiell stellenweise herausfordernd:


Schließlich erreichen wir aber wieder die Zivilisation: Doro und Frank in den Randbezirken von Tolmin...

Ein Sträßchen führt uns dann aus dem Tal hinaus nach Tolmin.


Lustigerweise haben wir unabhängig voneinander Quartiere diagonal gegenüber an einer Kreuzung gebucht und ein ansprechendes Restaurant findet sich an einer der anderen beiden Seiten.

So verabreden wir uns zum gemeinschaftlichen Abendessen, wo jede Partie nur über eine Fußgängerampel zum Treffpunkt muß. Man könnte fast meinen, Wege-Optimierung läge mir nicht ganz fern. Könnte man fast eine Profession daraus machen ;-)

Somit ist der Weg zu einer tollen Henkersmahlzeit auf der Speisekarte auch recht kurz:

Henkersmahlzeit ?

Nun, wir schreiben Sonntag, den 14. August 2022 und am nächsten Tag soll es hinüber nach Italien gehen und dann noch vier weitere Tage durch das dörfliche Hinterland der Mittelmeerküste bis nach Triest.

Allerdings scheitern am Nachmittag ALLE meine Bemühungen IRGENDWO in den nächsten Tagen noch IRGENDEIN Bett zu bekommen :-(

Ferrogosto, you know: "einer der wichtigsten kirchlichen und familiären Feiertage Italiens"

Ich werde mich also am nächsten Morgen ganz früh auf den Heimweg begeben. Das gemeinsame Abendessen mit Doro und Frank ist also auch ein Abschied, aber ich kann ihnen ohne Gram alles Gute für IHREN Weg wünschen, ich bin MEINEN ja gegangen. (Viel) weiter als gedacht und über Salzburg hinaus nochmal über die Alpen.


Besonders nett: Am 19. August 2022 um 16:59 Uhr werde ich eine E-Mail von Doro und Frank erhalten haben, wo sie nach Donner und Regen vor dem berühmten Triest-Ortsschild stehen, an welchem die traditionellen Salzburg-Triest-Wanderer ihr rotes Bändchen nach üblicherweise 28 Tagen vom Rucksack abnehmen und ans Schild knoten.

Ich soll unbedingt die letzten fünf Tage bei Gelegenheit noch in Angriff nehmen, werden sie mir geraten haben.

Was soll ich sagen ? - Ich mache doch eigentlich immer, was mir aufgetragen wird. 

Mehr oder weniger. 

Früher oder später...


Danke für Eure Begleitung, Doro und Frank, daß Ihr in Triest an mich gedacht habt und ganz liebe Grüße in den Norden !


Tja, und an alle anderen Leser da draußen im WWW (den berühmten Weit-Wander-Weiten), vielleicht gilt ja mal wieder: 

Nach der (großen) Tour ist vor der (großen) Tour (die Führung durch die Tuxer Alpen Anfang September wollen wir jetzt mal nicht mit eingerechnet haben, auch wenn die Bergstiefel dann WIRKLICH wirklich runter gewesen sein werden)...


Begegnungen:

- Doro + Frank aus Berlin

- 1 Steinbock (in der Ferne)

- 10 Rehe

- 1 Eidechse

- 1 Eidechse

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