In der Nacht stürmt und regnet es recht heftig und auch am Morgen, sieht es vor der Hütte nach Waschküche aus und fühlt sich feucht und kalt an.
Heftiger Wind peift auch noch aus Bayern heraus ins Salzburger Land hinüber.
Vom Schneibstein ist nichts (mehr) zu sehen.
Mmmh, hilft ja alles nichts: Lange Klamotten und Regensachen anwerfen und raus ins Grau.
Bereits nach 15 Minuten bin ich der Regensachen ob des nicht existierenden Regens und der inneren Hitze allerdings überdrüssig und packe den Kram weg.
Trotzdem kann ich immer mal wieder durch den Nebel/die Wolken bunte Rucksack-Überzieher vor mir erkennen.
Letztlich wird es aber bis zum Schneibstein-Gipfel dauern, bis ich die Gruppe aus Chemnitz eingeholt und überholt habe.
Just dort treffe ich auch Barbara und der flotte Markus schließt zu uns auf.
Am Gipfel ist es gar nicht so leicht, den Einstieg in den Abstieg zu finden, aber da das GPS 90°-Winkel vorgibt, ist erste Markierung flott gefunden, also nichts wie los...
Durch die Feuchtigkeit, weniger Anstrengung bergab und den scharfen Wind habe ich das Gefühl, daß mir fast die Finger abfallen. Ich bin kurz davor, Mütze und Handschuhe auszupacken. Später werde ich mitbekommen, daß es Barbara ähnlich ging.
An der Windscharte ist der Name Programm, aber ich packe jetzt doch mal den Foto aus - das wird sich noch als kluge Entscheidung herausstellen, auch wenn es in jenem Moment noch ganz (schön) kalt (aber nicht Ganz Kalt) war...
Nach und nach wird es - ob der verlorenen Höhe - wärmer und in diesem Tal hinter dem Fagstein sind wir windgeschützt und auch wieder in Bayern.
Markus ist längst über alle Berge, aber Barbara und ich treffen uns immer wieder und letztlich erspäht sie auch die ersten Gämsen rechts und dann links noch viel Besseres: Eine richtig große Herde an Steinböcken, nur wenige Meter neben dem Weg:
Nach dem Motto: Markus hat die ja auch gesehen, sie haben Markus gesehen, sie sind immer noch da, geben wir uns nichtmal viel Mühe, leise und unbemerkt zu bleiben.
Die 23 Herrschaften lassen sich wirklich kaum stören und die (männlichen) Jungspunde kämpfen sogar zuweilen mit den Hörnern aufeinanderkrachend: Ein wahre Schau.
An Tag 070/2014 hatte ich damals auch bei schlechtem Wetter keine Nah-Tod-, sondern Nah-Steinbock-Erfahrung: Da lugt doch einer um's Eck...
Der Seeleinsee lädt dafür kurz danach bei diesem Wetter (und den zugehörigen Temperaturen) eher nicht zum Baden ein.
Was wir abends lernen werden:
1. Markus hat die Steinböcke nicht mal gesehen - sie haben das wohl kichernd wenige Meter neben dem Weg kommentiert.
2. Janus war ungerührt im See Schwimmen - ein echt harter Kerl, der junge Mann !
Um das Hochgschirr kommen dann zunehmend Wanderer aus der Gegenrichtung.
Mir unterläuft dafür kurz vor drei entgegen kommenden Herren mal wieder einer dieser typischen Kai-Abflüge: Weniger schwieriges Terrain, Rollsplitt, Schwerpunkt zu weit hinten und ab auf Hintern und Stöcke.
Dumm an der aktuellen Sache:
1. Linkes Bein verdreht: Knie - Gott sei Dank - in Ordnung, linkes Schienbein - mal wieder - offen, wie man durch die unversehrte Hose spürt, Details schaue ich mir lieber nicht an.
2. Aluminium-Stöcke: Die zwei Generationen an Karbon-Falt-Stöcken hatten ja Mittenabweichungen von 40 Zentimetern und 100 Kilo Gewichts-Belastung sowie Sturz immer unbeschadet überstanden, einer der aktuellen (seit Mittersill neuen) Aushilfsstöcke weißt dafür eine unnatürliche Biegung im mittleren Segment auf.
*argh* Da heißt es jetzt: Über's Knie legen, aber dabei nichts über's Knie brechen...
Im weiteren Abstieg kommt mal ein kurzer aber heftiger Schauer, der mich Regenhose und Anorak für eine Weile überstreifen läßt. Wenige Meter unter mir im Aufstieg ziehen sich zwei Männer um und der eine begrüßt mich gleich mit "Hallo Kai". Bitte ?
Wie die (Unter-)Franken mir dann nach einigem Amusement erzählen: Markus kam ihnen vor einer Weile entgegen und hat sich über mein verduztes Gesicht am Vorabend mit Barbara so amüsiert, daß er den beiden Beschreibung von mir und Grüß-Auftrag mitgegeben hatte. *lol* Bergauf sehe ich Barbara absteigen. Na, das Spiel können wir weiter spielen: "Da oben kommt übrigens Barbara" :-)
Zwischen der verfallenen Landtalalm und dem Wildtörl öffnet sich der Blick auf den Obersee (oberhalb des südlichen Endes des Königssees) und auch die Wolken reißen dazu passend mal auf:
Über den schmalen und ob der Feuchtigkeit teils rutschigen Steig geht es weiter querend gen Süden.
Es wird wieder waldiger...
Zwischendurch aber teils auch offener:
Am Wegesrand hier im Nationalpark teils auch augenscheinlich die verschiedenen Generationen und - im wahrsten Sinne des Wortes - auf einander aufbauende Arten:
Immer wieder die Blickfenster gen Ober-/Königssee:
Schließlich wird die Wasseralm in der Röth erreicht:
Ganz früher war hier Almbetrieb, dann das Ganze eine Selbstversorger-Hütte und seit etlichen Jahrzehnten ist es eine Hubschrauber-versorgte Alpenvereinshütte.
Als ich ankomme, hat Markus schon längst ein - naja DAS - Hauptgericht (Gemüseeintopf) intus und überlegt, ob er heute oder morgen längere Etappe geht.
Er wird bleiben und uns erst am nächsten Tag alleine lassen.
Barbara kommt später auch noch trocken an, auf Janus werde ich vier Stunden warten - da kam längst wieder der eine oder andere Schauer - spät starten und Baden gehen, dauert eben einfach ;-)
Das Show-Programm kann sich hier sehen lassen: Hirschkühe und - Kälber kommen hier nachmittags/abends bis auf wenige Meter an die Hütten heran und insbesondere die Blumenkohl-Blätter (Überreste der Suppen-Zubereitung) sind wohl eine gern gewählte Alternative zum täglichen Speiseplan :-)
Gipfel/Übergänge:
- Schneibstein (2.276m)
- Windscharte (2.103m)
Begegnungen:
- 2 Gämsen
- 23 Steinböcke
- 1 Gämse
- 1 schwarzes Eichhörnchen
- 1 Hirschkuh mit kleinem Kalb am Nachmittag
- Markus, Barbara, Janus
- 6 Hirschkühe mit 4 Kälbern am Abend
Deine Fotos sorgen hier für etwas Abkühlung. Merci!
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