Der Abend, die Nacht und das Frühstück im Luxusdominzil (ca. 50% Aufschlag zu üblichen Größenordnungen) haben mal wieder gezeigt: Gehobene Küche und Ambitionen schön und gut, aber wenn es an entscheidenden Kleinigkeiten mangelt, ist das den Preisaufschlag 3x nicht wert.
Beispielsweise:
- Gläser auf dem (2-Etagen-)Zimmer, aber kein Wasser
- Brot bereits zum Salat aufgebraucht, aber kein Nachschub zum Beilagen-freien Hauptgang
- tolles Stückchen Fleisch - aber leider nur (noch) lauwarm
- viel Personal, aber die wechselnden Kellner waren augenscheinlich eher kontraproduktiv
- Omlett an mich und die Kanadier ohne passendes Werkzeug zu liefern suboptimal (habe dann mal für Entsatz gesorgt und Kanadier auf Quelle hin gewiesen - mit LÖFFEL und Messer war das ja nicht mit anzusehen)
- lauwarmes Teewasser und die Milch kam gar nicht (hätten sie nicht nur Teebeutel, sondern auch Heißwasserspender am Buffet platziert, wäre das alles kein Thema gewesen)
- wenn bereits 15 Minuten nach Frühstücksbeginn 07:30 Uhr der Obstsalat und die Wurst aus sind, sollte man wohl nochmal nachlegen (ich hatte meine Schäfchen da schon im Trockenen (anti-zyklisches Vorgehen und systematisches Engpaß-Management) ;-)
Aber immerhin das Toiletten-Papier im 80 Meter entfernten Gästehaus (wo ich untergebracht war), war ausreichend und saugstark: Auch eine Möglichkeit die Schuhe zu entfeuchten ;-)
Und dann sagen immer alle, ich habe (mindestens) zwei linke Hände: Immerhin habe ich mit Tape den Föhn so bearbeitet bekommen, daß er per Kaltluft-Dauer-Belüftung die Schuhe weiter getrocknet hat.
Dumm darf man sein, man muß sich nur zu helfen wissen...
Aber nun auf in einen neuen Tag.
Und was für einen: Bestes Bergwetter und eine konditionell anspruchsvolle, lange Etappe (die schwarze Bewertung im Führer halte ich wegen mangelnder technischer Herausforderungen allerdings erneut - wie am Vortag - für übertrieben).
Der Fußweg zum Start bergauf ist recht einsam, von den Schaulustigen am Weg mal abgesehen:
Die meisten Menschen schweben über meinen Kopf hinweg mit dem Sessellift den Großteil des Anstiegs zur Bergvagabundenhütte hinauf.
Kurios: Für die Doppelmayr-Bahn-Fahr-Wanderer gibt es einen eigenen Fußweg, wo es augenscheinlich zugeht wie am Mittleren Ring zur Rush-hour.
Teilweise erinnern mich die Menschen in ihrem Aufzug von Anzug (Anoraks, Mützen, Handschuhe, ...) an den E1: Feldberg-Effekt 1.000 Meter höher ? - Ich trage dasselbe T-Shirt, was durch Wäschen höchstens noch ein paar Gramm leichter/dünner wurde und der vorhergesagte Wind soll auch nur bis Stärke 5 aus Nord blasen.
Mein Fußweg verläuft parallel und kommt erst kurz vor dem Übergang unterhalb der Bergvagabunden-Hütte mit dem anderen zusammen.
Am Paß erinnert einiges an den Ersten Weltkrieg:
Hier (und auf einer Gesamtfrontlänge von 100 Kilometern) hat übrigens das sog. Deutsche Alpenkorps von Frühjahr bis Herbst 1915 für die Tiroler die Stellung (im wahrsten Sinne des Wortes) gehalten: Deutschland war eigentlich mit Italien gar nicht im Krieg.
Aber zurückschießen beim Verteidigen durften sie schon und als die Italiener mal kurzzeitig den Gipfel anbei erobert hatten, durfte dieser schon zurück erkämpft werden, auch wenn sonst keine offensiven Operationen erlaubt waren.
Für mich geht es auf der anderen Seite mehr als die mühsam erkämpften Höhenmeter von 2.528 Metern wieder steil bergab...
Das Wetter und die Ausblicke sind heute traumhaft.
Ich merke, daß ich schon lange nicht mehr in den Dolomiten war und schö' sans scho' :-)
Das Rifugio Taramelli ist ein hüsches kleines Häuschen auf einem Felsbuckel:
Im Ersten Weltkrieg übrigens Kommandozentrale der Österreicher.
In einem großen Bogen umgeht der Sentiero della Pace den mit (Kriegs-)Klettersteigen durchzogenen Felsriegel östlich des Passo delle Selle.
Deswegen geht es für mich erst auf den Talboden und dann gleich wieder ordentlich - diesmal an der Nordflanke gen Osten entlang - hoch.
Blick zurück in den Kessel, der den Wendepunkt an dieser Stelle darstellt:
Am nächsten Übergang ein skuriles Weidegatter, wo ich mit dem Hinkelstein am Buckel fast auf allen Vieren durch muß:
Über traumhafte Pfade geht es selbig einfach nur weiter:
Derartige Zeitgenossen hatte ich bisher auch noch nicht erspäht: Schottische Hochlandrinder.
Unweit wollen mich dann 1,5 Haflinger am liebsten zu Tode knuddeln.
Eine Weile streichle ich die beiden, aber dann geht es auch schon auf den dritten Übergang des Tages zu...
Nun ist auch erstmal Pause angesetzt, die sich dann (ungeplant) zeitlich nahezu verdoppelt, da Barbara und Mario vorbei- und wir ins Gespräch kommen.
Nett, nach fast einer Woche (seit der Begegnung mit Anna und Julia) mal wieder (richtig) Deutsch sprechen zu können und sich über's Wandern auszutauschen: Karer Paß (wo die beiden ein Häuschen gemietet haben) kommt mir doch bekannt vor. Da war doch mal was: Rotwand (mehr als 15 Jahre her, aber verrückte Sachen vergißt man nicht - morgens zu Hause gestartet, mittags FTF und ein entgeisterter Thomas von 123Maine am Telefon).
Nach dem Abstieg zur Baita alla Cascate folgt dann der letzte (und nochmal ein größerer Anstieg) des Tages...
Blick zurück ins Tal, in das ich oben herum eingequert habe:
Am Pas Pasche - nochmal auf knapp 2.500 Metern - tun sich dann erneut andere Blickwinkel auf:
Und auch mal ein Blick auf den Weitwanderer an sich, der eigentlich die Tage gar nicht durchnumerieren müßte, ist dcoh die Bartlänge symptomatischer Pegel für die Dauer unterwegs:
Nun folgt noch ein laaaanger - aber technisch einfacher und nicht ausgesetzter - Abstieg.
Faules Murmel in der Abendsonne:
Davon gab es im Abstieg reichlich. Sowohl von den Murmels, als auch von der Sonne.
Das einzig Dumme mit der (Abend-)Sonne: Wenn Du gen Osten absteigst, wirfst Du Dir selbst lange Schatten und siehst teilweise den Weg vor Dir nicht mehr richtig.
Aber um 18:00 Uhr bin ich nach mehr als 8 Stunden Gehzeit denn doch auf dem Rif. Contrin am südwestlichen Fuß der Marmolada an- und (unangemeldet sehr gut alleine in einem 4-Bett-Zimmer) untergekommen, was augenscheinlich einer Art Schützenverein (Ass. Naz. Alpini) gehört, wenn ich das richtig gegoogelt und verstanden habe.
Korrekt, Stefan ?
Gipfel/Übergänge:
- Passo delle Stelle/Bergvagabundenhütte (2.528m)
- Forcella dal Pièf (2.184m)
- Sella Palacia (2.259m)
- Pas Pasche (2.498m)
Begegnungen:
- 2 Murmeltiere
- 2 Murmeltiere
- 8 Schottische Hochlandrinder
- 1 kuschelbedürftiger Haflinger + 1 kuschelbedürftiges Haflinger-Fohlen
- Barbara und Mario aus der Gegend um Linz/OÖ
- 2 Murmeltiere
- 2 Murmeltiere
- 1 Murmeltier
- 1 Murmeltier
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