Der Tag steht heute zum Großteil im Zeichen der Marmolada - wie die Italiener und Franken zu sagen pflegen ;-)
Über eine Begehung der Forcella della Marmolada mit 2.896m brauche ich mir keine Gedanken mehr zu machen (Grödeln habe ich zwar für den Gletscher auf der Nordseite an Bord, nachdem ich nicht wieder in derartig unangenehme Situation wie Tag 51/2017 kommen möchte, allerdings stelle ich unterwegs mit Hilfe von Frank_Z fest, daß wohl eher/zusätzlich Klettersteigset angebracht ist): Aber wegen des üblen Unglücks mit mindestens 11 Toten ist die gesamte Marmolada gerade sowieso noch gesperrt. Da wird diesen Sommer mutmaßlich nicht mehr viel passieren...
Ich gehe also den Fahrweg ins Tal und auch der hat so einiges zu bieten:
Unterwegs komme ich noch mit einem Paar aus den Niederlanden ins Gespräch.
Nachdem ich sie überholt hatte, später sogar noch ein zweites Mal, denn merke: Der kürzeste Weg ist nicht immer der schnellere.
Normalerweise neige ich ja nicht zu Abkürzungen, aber die Serpentinen der Fahrstraße waren im unteren Bereich echt nervig...
Der Ort Penia ist auf der anderen Flußseite nur zu erahnen, der richtige Weg bzw. Markierungen teilweise - und trotz GPS - auch. Und das ist nur der Anfang :-(
Teilweise tue ich mich mit einem älteren italienischen Ehepaar (wovon sie super Englisch spricht) in einer Selbsthilfegruppe zusammen.
Im östlicheren Teil des Tals gen Fedaia-Stausee wird die Wegfindung dann einfacher, wobei der Standard-Weg auf der rechten Talseite - und somit der Marmolada zugewandt - auch gesperrt ist.
Da ich aber sowieso zum Rifugio Marmolada Castiglioni an der Nordseite der Staumauer will (wie auch die Niederländer vom Vormittag), paßt der alternative Weg sowieso besser.
Ab und an geben die Bäume dann erste Blicke auf die nördliche Seite des höchsten Bergs der Dolomiten frei.
Viel Schnee/Eis sieht man sowieso nicht mehr - die Prognose mit 30 Jahren könnte da schon gewagt sein, wenn ich an den Stand im August vor fast 15 Jahren zurück denke:
Unterhalb der Staumauer nochmal Reste der Stellungen der Tiroler:
In den Gletscher hatten sie ja eine ganze Stadt gebaut, um von den Italienern nicht (mehr) beschossen werden zu können, die am Gipfel saßen.
Hier kreuze ich nun die München-Venedig-Route (mit dieser Einstiegsdroge begann ja alles, was das WEITE und FERNE Bergwandern angeht), als ich im August 2008 mit Tine über die Staumauer direkt an die Marmolada spazierte, wo schon unser Nachschub- und Klettersteig-Ausrüstungs-Karton auf uns wartete.
Mehr Wasser dürfte da auch im kuriosen Stausee mit den zwei Staumauern auf dem Paß (da ist auch eine Szene aus "The Italian Job" gedreht, die real ob des Sackgassen-Charakters eigentlich keinen Sinn ergäbe) gewesen sein:
11:55 Uhr am Fedaia-See ?
Es dürfte jedem klar sein, was das bedeutet: Bonus-Etappe :-)
Wäre da nicht ein kleines Problem: 30 Minuten verbringe ich am Telefon, um - laut GoogleMaps - zumindest grob in der Gegend um den Etappen-End-Ort ein Bett zu bekommen (es ist Samstag :-( ).
Für Details habe ich jetzt keine Zeit/Nerv, der Versuch, den Back-Office-Teil nach Oberfranken auszulagern, scheitert aber im ersten Versuch.
Also gehe ich erstmal in den nächsten Aufstieg...
Eine Stunde später kann die Bodenkontrolle dann auch telefonisch erreicht und instruiert werden.
(Quiz-)Frage an Handy-Könner: Wie nutzt man ohne rechte Maustaste in GoogleMaps die "Was-ist-hier"-Funktion, um Koordinaten zu einem Punkt auf der Landkarte zu erhalten ?
Meine pragmatische Lösung: Jemanden mit einem PC anrufen :-)
Am Übergang auf knapp 2.500 Metern in einem Skigebiet, eröffnet sich eine unbekannte Perspektive auf eine bekannte Lokation: Den Piz Boè hatten wir nach dem Frühstück damals 2008 noch überschritten, bevor es zum Pordoi-Joch hinab, auf dem Bindelweg weiter und hinunter zum Fedaiasee ging...
Der ganze Sella-Stock aus Südosten:
Ich stromere nun gen Osten durch das Skigebiet. Wegweiser und Markierungen haben hier Seltenheitswert.
Nachdem ich deshalb zwischenzeitlich zwar nicht den Faden aber den Weg verloren hatte, lenkt mich das GPS an der richtigen Stelle wieder in die passende Richtung, wo dann sogar ein bestens präparierter Weg wartet:
Der obige Zustand hält leider nicht lange an, über eine steile Straße mit großen Steinen recht unangenehm zu gehen (evtl. Kriegsweg ?) geht es hinab und irgendwann wird der Weg richtig wild:
Von Markierungen oder gar Wegweisern ist da schon stundenlang nichts mehr zu sehen (oder hören) gewesen.
Und irgendwann ist die (ehemalige) Forststraße dann ganz weg:
Gut, daß zumindest schon ein Teil der Brücke steht, wobei der linke Stock mit dem Plastikstumpen sich auch mit viel Gewalt beim Überqueren nicht in den Untergrund rammen läßt:
Irgendwie komme ich, Schweiß-gebadet und zitternd, aber heil auf der anderen Seite an. Man frage nicht...
Ein kleiner Gegendanstieg zur nachmittäglichen Erwärmung/Erheiterung und dann geht es hinab in den Talgrund.
Von der Bodenkontrolle habe ich mittlerweile Ziel-Koordinaten und Track erhalten und so können aus ursprünglich mehr als vier Zusatzkilometer ab Etappenende, gute drei mit Abbiegen vorher gemacht werden.
Auch wenn es über Asphalt geht, ist die ruhige Schlucht gar nicht so schlecht:
Und für Bed&Breakfast gibt die Bar denn doch ausreichendes für hungrige Wanderer zum Tagesausklang her:
Von der aus dem Baltikum stammenden und über Holland, Griechenland der Liebe wegen in die italienischen Berge verschlagenen Juniorchefin erfahre ich noch ganz viel Wissenswertes über Haus und Gegend.
Gifpel/Übergänge:
- Fedaia-See (2.053m)
- Porta Vescovo (2.478m)
Begegnungen:
- 1 Murmeltier
- Herde Esel
- Pärchen aus den Niederlanden
- 3 Murmeltiere
- 3 Murmeltiere
- 1 Murmeltier
Wenn Du den Finger länger auf dem gewünschten Punkt auf Google Maps liegen läßt, erscheinen oben (im Suchfeld) die Koordinaten.
AntwortenLöschenAh, Danke Stefan: Vermeintlich hatte ich genau das schon mehrmals (vergeblich) probiert, aber kaum glaub man dran und/oder macht's einfach richtig, schon funkioniert's :-)
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