Donnerstag, 14. Juli 2022

Tag 18: Lonesome Wolf again

Außerprags - St. Magdalena (Gsieser Tal)
(24,3 km - 940 Hm auf - 700 Hm ab)

Was sich am Morgen im Hotel nochmal bestätigt (nachdem es mir bereits am Vorabend aufgefallen war): Mit deutlich weniger Personal, erheblich besserer Effizienz, mehr natürlicher Freundlich- statt Überheblichkeit wird hier quantitativ und qualitativ ein deutlich besserer Service geboten als die Tage am Passo San Pelegrino.

Wenn ich denn Honig mögen täte, hätten mich wohl schon alleine die sieben verschiedenen Sorten davon beeindruckt ;-) So bleibe ich von der Aufmerksamkeit beim Kümmern und Nachfüllen sowie von der Sauberkeit und Akkuratesse begeistert.

Nach mittlerweile 400 Kilometern zu Fuß seit Verona und 20.000 Aufstiegsmetern verlasse ich nun die Dolomiten bereits wieder und damit auch die Menschenmassen: Ziemlich einsam werde ich nun vorerst wieder weiter spazieren und nur vereinzelt Menschen unterwegs treffen.

Dafür wird es wieder mehr tierische Begegnungen geben...

Den heutigen Artikel hätte ich auch mit "Die drei Täler" überschreiben können, aber damit assoziiert evtl. der eine oder die andere eher "Les trois Vallées" - das größte zusammenhängende Skigebiet der Welt, wo ich vor ca. 30 Jahren mal zum Skifahren (naja, erst kein und dann zu viel Schnee) war. Im Hier und Jetzt hat es dieses Jahr ja selbst in höheren Lagen (längst) keinen Schnee (mehr).

Ich verlasse also bereits kurz nach dem Start am Morgen das Pragser Tal und biege nach rechts (gen Osten) in das (Hoch-)Pustertal ab.

Hätte nie gedacht, daß ich diesen Radweg nochmal zu Fuß gehe:

Im Gegensatz zu 2014 auf dem Weg von Graz nach Monaco (Tag 26, Tag 27, Tag 28) allerdings in die umgekehrte Richtung und keine 70, sondern nur wenige Kilometer bis zum nächsten Ort Niederdorf.

Der Ort ist schnell gen Norden durchquert und schon geht es in den Anstieg auf den Hügel, der noch zwischen mir und dem Verlassen des Pustertals steht.

Ich folge dem ausgeschilderten Römerweg und schon bald kann ich nochmal zurück gen Dolomiten schauen:

In die andere Richtung (diesmal nach oben) blickend, kreist ein Raubvogel über mir und schraubt sich in der Thermik ohne erkennbare Flügelschläge nach oben:

Erneut ein Blick zurück gen Dolomiten - bald wird nur noch der helle Staub auf meinen grauen (eigentlich mal schwarzen) Schuhen daran erinnern.

Eine-Person-mit-Rucksack-Bank genau an der richtigen Stelle:

Auf ca. 1.700 Metern ist der höchste Punkt für heute just am Mittag erreicht und so pausiere ich erstmal na ideser Lichtung:

Auf der Nordseite der Bergflanke geht es dann in den Abstieg...

Erst durch dichten Wald und dann gewähren Baumlücken ab und an auch Ausblicke:

Zwischen den Bäumen hindurch kann ich bereits das Gsieser Tal (vorher noch nie in meinem Leben davon gehört) entlang gen Nordosten blicken und hin zum Sattel am Talschluß, über den es am Folgetag nach Osttirol gehen soll.

Statt Römerweg bin ich im Abstieg auf dem Kirchenweg - obschon ich keine Ahnung habe, wer da von wo, nach wo und in welche Kirche gegangen sein soll.

Aber auch nett:

Kurz hinter Durnwald erreiche ich den Talboden.

Die Straße verläuft auf der linken Talseite, eigentlich hatte ich zu Hause einen Weg (ab) durch die Mitte geplant, aber in Anbetracht der Hitze, kann auch ein wenig Schatten nicht schaden und "Talblickweg" klingt nett, so daß ich eher am rechten Rand des Tals einwärts gehe.

Das bringt zwar auch ein wenig auf und ab und kleinere Umwege mit sich, aber die Etappe heute gibt das sowieso her.

Von Gehöft zu Gehöft bzw. Weiler zu Weiler geht es für mich fern der Straße (nur einige Radler kommen mir entgegen oder passieren mich - zumindest solange der Untergrund noch befestigt und der Weg breit ist) weiter.

Auf dem sog. "Besinnungsweg" bin ich dann bereits im Endspurt gen Sankt Magdalena, meinem heutigen Tagesziel.

Und mach ein Spruch hat schon auch Substanz:

Das gilt einerseits auf einer Fernwanderung, gerade wenn es so gut läuft, aber auch die Geschichte einer guten Freundin kommt mir da in den Sinn, die vor Jahren (im Verhältnis) viel Glück bei einem schweren Autounfall hatte...

Jetzt ist es nicht mehr weit...

Als ich an meiner Unterkunft ankomme und einchecke, bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich wirklich auf einer toughen Fernwanderung über die Alpen bin oder ob mein Vater (der sich hier in der Gegend dankenswerterweise um die Quartierauswahl verdient gemacht hat) nicht einen Wellness-Spaziergang für mich gebucht hat: Erneut geht es in die Sauna, die extra für mich angeheizt wird...


Begegnungen:

- 2 knallgelbe (Nicht-Kanarien-)Vögel unbekannter Art (und als ich den Foto zog, flogen sie verstört davon)

- 1 großer Greifvogel

- 1 Milan

- 1 im Wald mir 2x über den Weg laufende (schüchterne) Katze

- 1 großer Grünspecht


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