Mittwoch, 13. Juli 2022

Tag 17: International, zum Kuckuck

Rif. Pederü - Außerprags
(24,0 km - 1.030 Hm auf - 1.390 Hm ab)

Die Nacht im vollbesetzten 9er-Lager habe ich (hoffentlich) gut überstanden. Im Gegensatz zu engen Lager im Keller mit 4 Stockbetten und 2 Leitern am Vortag, ist auf der Pederü das Lager-Zimmer im 3. Stock ganz komfortabel in Holz, mit viel Platz, Steckdose und großes Ablage-Fach, Nachtischkästchen, Tisch und Stühlen großzügig eingerichtet. Nur mit der Höflichkeit hat es ein Großteil meiner stoffeligen, französischen Mitbewohner nicht so und - was mir bereits am Vortag aufgefallen ist: Augenscheinlich gibt es international verschiedene Standards, was die Bedienung von Türen angeht: Amerikaner, Italiener und Inder schließen grundsätzlich keine Türen (nicht mal die vom Gang zu Toiletten/Wasch-Räumen) - haben zu Hause wahrscheinlich Säcke an den Türen. Franzosen wird dagegen im Kindesalter scheinbar nur die Bedienung einer Klinke zum Öffnen einer Tür beigebracht: Die wird zum Schließen nämlich grundsätzlich ins Schloß geworfen.

Andere Länder, andere Sitten...

Nach einem perfekten und somit ausgiebigen Frühstück (man kann so profane Dinge wie Marmorkuchen übrigens auch saftig und mit Schokostückchen sehr lecker gestalten) geht es für mich heute wieder erst etwas später (08:30 Uhr) los, aber im Schatten ist es sowieso noch kühl:

Was mir ebenfalls noch aufgefallen ist, daß selbst vermeintlich einfache Dinge (inkl. Piktogramm-Darstellung für des Lesens nicht Mächtige/zu Faule) für einen gewissen Prozentsatz an Menschen augenscheinlich ein Buch mit sieben Siegeln sind:

Bestimme den Prozentsatz der Legasteniker:

Apropos Aufgaben: Auf dem E1 vor Pfingsten hatte ich ja voll versagt, in Titisee im Schwarzwald eine Kuckucksuhr zu fotografieren.

Es gab auf MEINEM (dem markierten) E1-Weg durch den Ort eben schlicht diese Klischeehaftigkeit nicht.

Aber, liebes Fräulein A. aus E. evtl. darf ich ja noch nachreichen:

Nun aber endlich los: Der Steilanstieg im Schatten ist dermaßen steil, daß man selbst kurzärmelig definitiv nicht zum Frieren kommt.

Am Übergang erreicht einen dann aber auch bereits unmittelbar die Sonne aus dem Osten.

Es wird wieder ein traumhafter (Dolomiten-)Tag. Der letzte.

Hütten hat es hier wirklich wie Sand am Meer: Ca. alle zwei Stunden liegt eine am Weg, machmal (wie am Vortag) aber halt auch mal drei auf 30 Minuten.

An einer Stelle zwischen der (obigen) Sennes-Hütte und der Seekofelhütte finde ich dann plötzlich an einer Stelle jede Menge Edelweiß. Exemplarisch:

Just passend zum heutigen Tag: Die (Nobel-)Unterkunft, die mir die väterliche Bodenkontrolle wird angedeihen lassen: Edel.Weiß.

Den ganzen Tag über kommt mir eine bunte Mischung aus Tagesausflüglern und Mehrtageswanderern entgegen.

Noch dominanter als gestern das Problem, wie grüßen: Italienisch, Deutsch, Englisch, Französisch ?

Gut, bei Japanisch, Koreanisch oder auch nur Niederländisch bin ich raus. Wahnsinn, wie international hier die Klientel (schon wieder) ist.

Zwischendrin heitern immer wieder Farbkleckse jedweder Couleur die Landschaft auf:

An der Ofenscharte, dann das vom Vortag bekannte Bild: Alle rasten nach dem Aufstieg - egal von welcher Seite sie kamen:

Für mich geht es im Abstieg weiter nach Norden und nach einiger Zeit ist unten im Tal bereits der erste Zipfel einer wahren Prominenz zu erkennen:

Der Pragser Wildsee:

Ich nehme den Seeweg auf der Ostseite, um den See halb zu umrunden...

Danach bin ich all den Trubel auch schon wieder los:

Irgendwann laufe ich auf einem Stückchen schmale Teerstraße im Bereich vereinzelter Häuser auf zwei Tagesausflügler auf, die nebeneinander dahin spazieren.

Ein italienischer Radfahrer fährt augenscheinlich aus Langeweile derweil Achter, wobei ich aufpassen muß, nicht über den Haufen gefahren zu werden.

Nach Passieren des Radfahrers setze ich den Blinker, ziehe aus dem Windschatten auf die linke Spur zum Überholen und schließe schnell zu dem Wander-Paar auf. Gerade als wir auf gleicher Höhe sind, beginnt ein wildes Fahrrad-Klingel-Gebimmel.

Ok, jemand mit Straßenverkehrs-sicherem Zweirad, denke ich mir.

Mehr aber auch nicht - ich bin schließlich gerade konzentriert im Überholvorgang.

Noch bevor ich wieder einscheren kann, sticht der vorher noch so gelangweilte Radfahrer diagonal zwischen uns Fußgängern hindurch und seine Ehefrau passiert mit irgendwelchem italienischen Gebrabbel im Schlepptau.

Ist irgendwie, wie wenn Du mit dem Corsa auf der Landstraße mit 100 km/h einen LKW mit 75 km/h überholst und dann taucht plötzlich ein 8er BMW im Rückspiegel mit Licht- und akkustischer Hupe (sowie deutlich mehr als 100 km/h) auf: Da frage ich mich auch immer: WAS ist jetzt das erwartete Verhalten: In Luft auflösen ? Vollbremsung und wieder einscheren ?

Herr, schmeiß Hirn vom Himmel...

Das Pragser Tal gehe ich fernab der Hauptstraße zuerst bis Innerprags - wo aber ein Quartier zu bekommen war - und dann noch ein Stückchen weiter bis zu zwei einsam stehenden Hotels an der Straße, wo ich heute unterkomme.

Das Hotel ist gehobene Preis-Klasse, aber wirklich nett:

Die Sauna-Tasche mit Gams ist schon gepackt, na dann nichts wie los: Jede gute (alpine) Fernwanderung, sollte (mindestens) einen Sauna-Besuch inkludieren... 

Im Sauna-Bereich fällt mir dann ein (durch auf), daß wir ja in Italien sind: Lauter mit Badeklamotten bekleidete Italiener !

Mmmh, theoretisch hätte ich ja auch irgendwo im Rucksack eine Badehose gehabt (noch jenseits der Leicht-Steigeisen verstaut), aber ein Schmunzeln kann ich mir bei der (eleganten) Auflösung nicht verkneifen: Vor der finnischen Sauna steht eine extra Tafel, wo drei-sprachig (insbesondere auf Italienisch und Englisch - und für die Legasteniker zusätzlich in Piktogramm-Form), daß diese nur NACKT betreten werden darf. Paßt. Hab ich. Bin ich. Und beim zweiten Gang wurde dann auch der Aufguß-Eimer von mir vorher nochmal nachgefüllt - watt mutt, datt mutt :-)


Gipfel/Übergänge:

- Ofenscharte (2.388m)


1 Kommentar:

  1. Zum Kuckuck - die kann aber auf der nach oben offenen Kitschskala nicht mit denen vom Titisee mithalten....außerdem dachte ich, dass es in der aktuellen Gegend keine so großen Getränke gäbe.

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