Sonntag, 10. Juli 2022

Tag 15: Sonntäglicher Kirchgang

Digonera - Rif. Col Gallina
(19,4 km - 1.640 Hm auf - 770 Hm ab)

Heute steht quasi eine Entspannungs-Etappe (morgens bereits Bett organisiert) an: Schon erstes Ausweichquartier hat noch eine Matratze im Lager für mich und somit am Ende nur ca. 2,5 Zusatzkilometer, wie ich letztlich feststellen werde.

Dafür aktuell erstmal ca. vier Kilometer und gut 250 Aufstiegsmeter gut machen, um die Abweichung von gestern auszugleichen.

Und das Tagesziel ist auch von Anfang sichtbar: Die Kapelle auf dem Col di Lana (ist ja schließlich Sonntag !):

Ein grüner Hügel, der es in sich hat.

Das zeigt sich bereits am Fuß des Berges, als ich Naivling zwischenzeitlich einem markierten Wanderweg folge, der Serpentinen der Straße abschneidet und wo sich auch einzelne Spuren eines anderen Begehers finden.

Spaß ist aber etwas anderes:

Als ich da IRGENDWIE durch und wieder auf der Straße bin, bleibt es erstmal bei Straße.

Später zweigt dann besserer Weg ab, der aber auch recht speziell ist: Dort sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht - aber VÖLLIG anders als man meinen könnte...

1. Stehen keine Bäume mehr, die man sehen könnte.

2. Geht man quasi unter den Bäumen, die kreuz und quer über dem Hohlweg liegen, so daß Sicht (Baum-bedingt) eben gegen Null geht.

Zwei lustige Bauarbeiter, die meinen ich solle meine Tour doch besser mit dem Helikopter machen, lassen mich dann gleich nochmal einen Blick zurück auf die Marmolada werfen:

Aber auch die Civetta ist in der Ferne gut zu sehen:

Da waren Tine und ich damals nach dem einzigen richtigen Regentag von Alleghe zur Tissi-Hütte am Fuß der berühmten Kletterwand auf dem Weg gen Venedig aufgestiegen.

Auch ich steige unbeirrt hier weiter auf (die Wirtin im Tal meinte ja "sehr steil" und eine Gruppe Italiener sagt, der Aufstieg sei wegen rutschigem Gestein bestimmt so beschwerlich, wie sie gehört hätten).

Nun, da mache ich mir lieber selbst ein Bild und nebenbei sind die knapp 1.300 Aufstiegsmeter am Stück und zum Start eine gute Übung für die DAV-Tour Anfang September am Tiroler Höhenweg: Da geht es nach der morgendlichen Anreise aus Nordbayern auch entsprechend von Mayrhofen im Zillertal zur Gamshütte hoch - ICH gedenke, bis dahin präpariert zu sein (Zeit zum Wäschewaschen habe ich auch noch davor eingeplant) ;-)

Am Col di Lana sprengten die Italiener die Österreicher mit einem Teil des Gipfels weg (sog. "Blutberg").

Wenn ich es richtig verstanden habe, beginnt hier der Stollen zur Sprengung:

Gebracht hat das alles - wie üblich - nichts: Insgesamt kamen alleine an diesem Berg 6.000 (attackierende) Italiener und 2.000 Österreicher ums Leben.

Gegen 13:15 Uhr erreiche ich die Kapelle in Gipfelnähe, aber der Gottesdienst scheint schon vorbei zu sein - war ich wohl zu langsam...

Zum Gipfel sind es nur wenige Meter.

Jenseits geht es dann etwas bergab und durch restaurierte Schützengräben mit Eindeckung:

Skuril, da heute, über 100 Jahre später in aller Ruhe hindurch spazieren zu können.

Blick "aus dem Fenster" gen Marmolada:

Weiter geht es am Grad entlang und immer wieder Teile der Tiroler Befestigungen:

Jenseits des Monte Sief (auf den sich die Kaiserjäger nach der Sprengung des Col di Lana zurück gezogen hatten) geht es dann hinab, wiederum optional direkt durch die Gräben:

Diese ziehen sich wie eine Schlange durch den Rücken hinab auf den Paß:

Der Wind bläßt auf dem Übergang recht heftig von links - gut, daß ich rechts am nächsten Felsriegel entlang muß:

Dort tut sich dann ein anderes kleines Problem auf:

Die erste Hälfte der Gruppe ist recht schnell passiert, aber bis der Blocker in der Mitte mal reagiert...

Wir machen den Weg frei, scheint da noch nicht so richtig angekommen zu sein.

In der Nähe des Passes Valparola steht noch eine alte Festung, die zum Museum umgebaut wurde:

Für mich geht es aber noch ein Stück weiter gen Osten (hier gab es kein freies Bett mehr).

Kleine Quiz-Frage an die zu Hause gebliebenen: Wie viele Klettertiere sind in der Wand zu sehen ?

Heute dann mal ein überfülltes Lager am Tagesziel - ist man gar nicht mehr gewohnt...


Gipfel/Übergänge:

- Col di Lana (2.452m)

- Monte Sief (2.424m)

- Passo Sief (2.209m)

- Biwak Sief (2.262m)

- Passo Valparola (2.168m)

- Passo Falzaregio (2.105m)


Begegnungen:

- zwei lustige und freundliche Bauarbeiter

- älteres italienisches Ehepaar im Aufstieg zum Col di Lana, wobei ich mit dem älteren Herren auf französisch parliere

- italienisches Paar mit dem ich mich länger am Monte Sief unterhalte (nachdem die schwierigsten Stellen vorbei sind)


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